It’s THE FINAL COUNTDOWN
Europe: The Final Countdown / Songwriter: Joey Tempest
CAPTAIN FELICIA BETULIUS‘ FINGER vollführten auf der Tischplatte einen Tanz, der dem Bolschoiballett aus Russland zur Ehre gereicht hätte. Eigentlich fehlte nur noch Rudolf Nujerew als Tanzpartner und das Bild wäre perfekt gewesen. Und albern. Sehr, sehr albern. Der Grund, warum die Finger der frisch gebackenen Kapitänin diesen Tanz aufführten, war im Gegensatz zum Bolschoiballett nicht die Anwesenheit eines hohen Funktionärs des Obersten Sowjets, sondern die Mitteilung, die sie gerade erhalten hatte. Ihre Gedanken kreisten wie Bienen um ein Stück Selbstgebackenes am Sonntagnachmittag und aus den elektrischen Strömen unzähliger Synapsen, die bis an ihre Belastungsgrenze in ihrem Gehirn arbeiteten, schälte sich immer wieder eine Frage heraus: Was jetzt?
„Es tut mir ja leid“, sagte Flottenkapitänin Devereaux, ohne von dem kleinen Tablettcomputer, ihrem Pad, hochzusehen, „dass ich Ihnen keine bessere Nachricht überbringen kann. Aber das kam erst gestern vom Hauptquartier der Flotte. Eine direkte Anweisung von Admirälin LeMemir-Zonkalmenn.“
Gunnafír, dachte Betulius, bestimmt eine Gunnafíri. Es gab drei große Leidenschaften, die man den Gunnafír nachsagte, nämlich erstens, keinerlei Leidenschaft zu haben, zweitens, eine unglaublich bürokratische Mentalität und drittens – was eine Folge von zweitens war – den Hang dazu, selbst einfache Dinge zu verkomplizieren. Dazu gehörte zum Beispiel die Tendenz, Familiennamen von Ehepartnern nach Hochzeiten zusammenzustückeln, anstatt wie im Rest der Galaxis, sich entweder für einen Namen für beide zu entscheiden, die Namen einfach zu behalten oder beim lokalen Priester des Heiligen und Aller-prächtigsten Lunsch vorbeizuschauen, um das Orakel nach einem neuen Namen zu befragen, um dann den Rest des Lebens „Tulpenstengel“ zu heißen. Nein, sowas machten Gunnafíri nicht. Sie rammten jeden noch so langen Nachnamen mit einem anderen zusammen, worauf in der Regel ein linguistischer Tausendfüßler das Licht des Universums erblickte. Und dann stellten die jungen Paare beim ersten Behördengang – und davon gab es bei den Gunnafír sehr viele – fest, dass das neu entstandene Wortungetüm in kein Formular passte. Doch da war es längst zu spät.
Felicia ließ den Namen der Admirälin langsam, wie auslaufendes Öl durch ihre Gedanken gleiten. Innerlich drückte sie jedem einzelnen Buchstaben, der es wagte, am Namen dieser impertinenten Person beteiligt zu sein, ihre tiefste Verachtung aus, doch äußerlich bewahrte sie die Ruhe.
„Wie stellt sich die Admiralität das vor?“, fragte sie. „Wir sollen die EUROPE der Öffentlichkeit vorstellen und auf Jungfernflug gehen. Aber wesentliche Stellen sind unbesetzt. Das funktioniert so nicht.“
„Ja“, bestätigte Devereaux. „In etwas mehr als einem Jahr soll das neue Schiff der HOOD-Klasse seinen Dienst aufnehmen…“
„Ach!“, entfuhr es Betulius. „Der fliegende Backstein!“
„Backstein oder nicht, es ist das größte Schiff, das die Flotte je konstruiert hat…“
„Das brauchen Sie mir nicht erzählen, ich war dabei, als Enquis diese Monstrosität den Admirälen vorgeführt hat. Und es ist nicht nur das größte, sondern auch das kostspieligste Schiff!“
„Ja, und so ein großes Schiff braucht mehrere tausend Mann Besatzung. Die Flotte ist gerade dabei, diese auszubilden, beziehungsweise schon ausgebildete abzuziehen.“
„Was für ein Irrsinn“, seufzte Betulius. „Ich frage mich, was für Koryphäen wir in der Flottenführung haben.“
Wie Kapitänin Betulius versucht, trotz Personalknappheit einen einigermaßen passablen Jungfernflug hinzukriegen und was bis dahin noch alles so passiert, kann man in der Folge 1 der Heftroman-Reihe „Raumschiff EUROPE“ nachlesen. Und hier kann man den Roman bestellen: